Es war einmal ... die Lummerländer Gebirgs-Bahn
in Sonstiges 14.04.2014 16:25von bricoleur • 344 Beiträge
In den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte ich an meinem vorherigen Wohnsitz eine Gartenbahn in Spur 2m gebaut. Das war eine waschechte LGB-Anlage im Maßstab 1:22,5. Wegen der Hanglage unseres Grundstücks gestaltete sich der Bau aufwändig. Es musste extra eine Stützmauer errichtet werden, um den unteren Teil der Anlage anzuheben. Das erste Bild zeigt die Gesamtansicht des ersten Bauabschnittes nach Fertigstellung. Bei den folgenden Bildern sieht man etwas mehr Baustelle und es fehlt noch die Burg.
Da meine Frau ein Geschäft mit Modellspielwaren hatte, konnten wir die Artikel von LGB und alles was dazu passte anbieten. Bei uns gab es u.a. auch hmb, Schiede, dmb-Gleisverbinder, Besig, BRAWA, Rasalto, POLA, Regner, Compact, Preiser, Joal, Herkat und PIKO. Die Gartenbahn diente als Schauanlage. So kam das erste Bild auch auf unsere einstige Preisliste.
Die Gleisanlage bestand aus einem Grundoval auf einer Ebene, welches parallel zum Bahnhofsgleis der Länge nach durch ein Tunnel durch den Burgberg führte. Hier konnte man die Züge einfach mal rund laufen lassen. Die Bergstrecke ging vom Bahnhof aus mit etwa 30 Promille Steigung, dem Steinbachtal folgend, hinter dem Burgberg aufwärts, durch eine kurzes Tunnel unter der Kapelle, über die große LGB-Brücke, in einem Tunnel unter der Burg hindurch, über das Viadukt und schließlich durch eine weiteres Tunnel auf die Ebene des zweiten Bauabschnittes. Die Trassen wurden aus Beton gegossen.
Die Qualität der Aufnahmen lässt leider zu wünschen übrig. Die Bilder sind von alten Dias gescannt die mit einer noch viel älteren Kamera fotografiert wurden.
Man sieht auf dem folgenden Bild die Stützmauer. Dadurch lag der untere Bereich mit dem Bahnhof Steinbach in Lendenhöhe, was sich als sehr bequem erwies. Auf die Mitte der Mauer hatte ich ein selbstgebautes Fahrpult mit Schaltern zum Ein- und Ausschalten der verschiedenen Gleisabschnitte – damals war alles noch analog – in einem ebenfalls selbstgebauten Schuppen untergebracht.
Die Gebäudemodelle waren durch die Bank Bausätze von POLA, alle mit Beleuchtung. Einige Teile hatte ich selbst gebastelt, wie z.B. der Schuppen mit dem Stellpult, die Bahnwärterbude aus Alu-Wellblech und, hinten beim Lokschuppen, die Dieseltankstelle sowie rechts davon eine Nachbildung der überdachten Kleinbekohlung der Zillertalbahn in Mayrhofen. Letztere hatte ich als Kleinserie von 20 Stück aufgelegt und verkauft.
Das Viadukt, welches in einem Bogen und mit einer Steigung von 30 Promille über das Steinbachtal führte, war für Besucher der erste Blickfang. Ich hatte es in einem Stück an Ort und Stelle auf ein stabiles Fundament aus Beton gegossen. Danach erst wurden der Burgberg und die Felswand auf der anderen Seite hoch gemauert. Anschließend wurde das Viadukt mit Fliesenkleber, ca. 3000 Quadern aus Ton von Compact und Fugenmörtel verkleidet. Durch die vier Bögen führten jeweils der Steinbach, die Straße, die Flachstrecke und die Bergstrecke.
Diese Bauart mit den Quadern und Ziegeln von Compact wandte ich auch bei anderen Objekten an, wie z.B. den Tunnelportalen, der Laderampe, Brückenköpfen, der Stützbogenmauer bei der Auffahrt zur Bergstrecke und dem Stellpult-Schuppen. Sie hatte sich als wetterfest und frostbeständig erwiesen.
Auf den Burgberg hatte ich dann die Burg gebaut. Sie bestand aus selbst gegossenen Betonplatten, die mit Baukleber aneinandergefügt wurden. Eine Besonderheit an diesen Betongüssen bestand in der Verwendung von weißem Zement. Dadurch wurde der Beton nicht grau, sondern hell, so wie der verarbeitete Sand. Die Brüstung des Bergfrieds fertigte ich aus Polystyrolplatten und setzte sie wie eine Haube oben drauf. Die Burg wurde bei Dunkelheit von einem BRAWA-Spot angestrahlt. Das sah wirklich gut aus.
Durch den Burgberg gingen zwei Tunnels, das lange des Grundovals und ein kurzes, direkt unter der Burg hindurch, von der LGB-Brücke zum Viadukt.
Bei mir fing die Gartenbahnerei an, als ich eine Anfangspackung mit dem LGB-Jubiläumszug geschenkt bekam. Ich besorgte mir darauf hin auch noch die vier Jahreswagen. Der Zug zeigte sich auf unserer Anlage immer als Schmuckstück und besonderer Hingucker.
Eine Menge Spaß hatte ich auch mit der LGB-LiveSteam-Lok FrankS. Allerdings zog die Lok einen Zug lediglich auf der Flachstrecke. Die Bergstrecke hinauf schaffte sie nur alleine.
Im zweiten Bauabschnitt hatte ich den kompletten Bahnhof Schönweiler mit allen Nebengebäuden aufgebaut. Dazu kamen noch das POLA-Sägewerk, ein beschrankter Bahnübergang, die Burgruine von NOCH auf einem Berg mit weiterem Tunnel, eine selbstgebaute Untergurt-Trägerbrücke aus Alu-Profilen und die Fabrik von PIKO. Leider besitze ich von diesem Teil der Anlage keine Bilder mehr.
Auch hatte ich eine Menge LGB-Fahrzeugmodelle, besonders Güterwagen, individuell umgebaut. Leider sind auch hiervon keine Fotos mehr vorhanden. Es gibt lediglich noch zwei Bilder von einem auf Brohltalbahn getrimmten Jagsttal-Krokodil, bestehend aus zwei LGB-Dieselloks.
Nach dem Rückbau der Bahnanlagen fand sich schnell ein neuer Nutzer des Burgbergs. Die Teile wurden – bis auf einige, die man wegen des Gewichts und der umständlichen Demontage nicht veräußern konnte – an gute Kunden zu günstigen Preisen verkauft. Das letzte Bild zeigt, wie die Anlage zuletzt – kurz vor unserem Wegzug von dort – als Schrottlager Verwendung fand.
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